1747 – 1809 Großbritannien
ZaunköniG
Auf eine Locke von Miss Sarah
Seward's Haar,
die starb in ihrem zwanzigsten
Jahr
Engelsschwester, kam dein
sanfter Leib
auch um im schönsten
Jugendmorgen; Mein
ist nun dein Löckchen. Mild mit
warmem Schein,
ein haselbrauner Glanz der
Haare bleibt,
der sonnig glüht! - Oje! Die Zeit zerreibt
die Anmut tief im stumm
verschlossnen Schrein,
Sie schwindet langsam und es
bleibt mir nur
im Angedenken zu bewahr'n die
Spur.
Löckchen! Hätte deine Eignerin
gelebt,
So hätte dich die Zeit bis heut
gebleicht.
Dich zu behüten war ich stets
bestrebt,
daß weder Tau noch Sonne dich
erreicht.
Du wahrst die Schönheit ewiger Verehrung,
die ich bewahre vor des Grabs
Verheerung.
Herbstlaub
Sieh diesen Baum, dem Herbstverfall sich neigen,
der steten Kälte und den strengen Winden,
wo einzeln gelbe Blätter wir noch finden,
zitternd harren auf den nackten Zweigen.
Vielleicht ein Dutzend blieben von Millionen;
was uns ein Sinnbild für das Leben ist!
Die Pläne für ein langes Leben lohnen
nur wenigen - für eine kurze Frist.
Sag, wer ist über dieses Los erkoren,
wenn sich die Böen von Gram und
Krankheit ballen?
Der Freund sinkt in den Staub,
der einst geboren
im gleichen Lenz - ihm schon die
Rufe hallen;
Nun, kaum gereift geht falbes
Laub verloren.
Es krallt sich fest und fürchtet
doch zu fallen.
Du Kind von Nacht und Stille, süßer Schlaf,
gib meiner wehen Stirn das Opium.
Verbann' die Fragen nach woher, warum,
und wann ich dies Gefühl genießen darf,
mein Leid für kurze Zeit nur zu bezwingen.
Entspannte dann mein Unglücksstern den Bogen,
sind alle bangen Sorgen bald verflogen,
vom frohen Herzen auf mit dunklen Schwingen.
Doch löste sich der Zauber auf in Staub,
daß mich mein Erzfeind traf und wieder traf;
selbst meine Tage wurden ihm zum Raub.
Ich heiß die Nacht willkommen, sich zu senken.
Vergessen soll wie Tau mein Auge tränken,
du Kind von Nacht und Stille, süßer Schlaf!
Nun düsterer Dezember hüllt den
Tag,
und Stürme heulen laut in ihrer
Wut.
Wo bleibst du, der mich
inspiriert so gut,
der meinen Geist erfreut, und
der vermag
den Trübsinn in ein Lächeln zu
verwandeln.
Die dunkle Zeit verlangt nach deinem Kommen!
Loh züngeln im Kamin bereits
die Flammen; -
vergeblich. Du kommst nicht,
versäumst zu handeln,
tust nicht hinzu des Geists
promethisch Licht.
Komm her, der Freundeskreis
verlangt nach dir
und deine Jünger brauchen dich
heut hier,
weil der Gemeinsinn ohne dich
versiecht.
Komm her, daß ich nicht hör'
die Stürme wehen,
und diese schweren Schauer
niedergehen.